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Rede von Bhante Dr. Seelawansa – gehalten in Colombo (Sri Lanka) am 8. Juli 2011

Hochehrwürdige Mönche,
Hochehrwürdige Nonnen,
verehrter Ministerpräsident,
verehrte Minister und Mitglieder des Parlaments,
liebe Freunde,

Ich heiße Sie heute herzlich willkommen. Ihre Anwesenheit bei diesem wichtigen Ereignis, die uns eine große Ehre ist, verdient unseren Dank und Respekt.

Wir haben uns heute hier versammelt, um der Verleihung von Ehrentiteln durch den Sri Lanka Ramanna Nikaya an zwei buddhistische Mönche und an zwei Laienbuddhisten in Anerkennung ihrer Verdienste um die Verbreitung des Dhamma in Europa beizuwohnen.

Erstmalig im Jahre 2010 verlieh der Sri Lanka Ramanna Nikaya vier Ehrentitel in Anerkennung von Aktivitäten zur Dhamma-Verbreitung in Europa. Eine solche Ehrung ist ein sehr lobenswerter Akt; und ich erlaube mir, anlässlich dieser Gelegenheit meinen höchsten Dank an den Sri Lanka Ramanna Nikaya auszusprechen, und zwar auch im Namen der in diesem Jahr geehrten buddhistischen Mönche und Laien.

Mittlerweile ist der Buddhismus eine Lehre, die sich schnell in der westlichen Welt ausbreitet. In der Tat: Das an seinen philosophischen und praktischen Aspekten gezeigte Interesse in Europa ist wirklich erstaunlich, wenn wir bedenken, dass die auf diesem Kontinent lebenden Menschen erst in den letzten 200 Jahren mit dem Buddhismus in Kontakt gekommen sind.

Als ich vor 30 Jahren nach Europa kam, gab es in Deutschland lediglich 60 buddhistische Vereinigungen und einige Hundert Leute, welche sich dem Buddhismus zuwandten. Im relativ kurzen Zeitraum von drei Jahrzehnten stieg in diesem Land die Zahl buddhistischer Vereinigungen auf 600 und diejenige praktizierender Buddhisten auf einige Hunderttausend.

Es ist der praktischen Natur des Buddhismus sowie seinen Lösungen für Alltagsprobleme zu verdanken, dass sich immer mehr Europäer zu ihm bekennen und ihn in ihrem Leben anwenden. Wie auch immer – der die Europäer am meisten ansprechende Aspekt des Buddhismus liegt in der von ihm gelehrten Meditation (Bhavana).

Inzwischen wird der Buddhismus in Europa von vielen verschiedenen Wissenschaftlern und anderen Intellektuellen inner- und außerhalb von Universitäten – darunter Philosophen, Mediziner, Ökonomen und Psychologen – tatkräftig unterstützt.

Eine führende Rolle bei der Förderung der Lehre des Buddha in den westlichen Staaten übernehmen jedoch buddhistische Mönche und Nonnen aus asiatischen Ländern. Während den Ordinierten aus Sri Lanka Dank gebührt für den durch ihr Wirken gewachsenen Bekanntheitsgrad des Theravada-Buddhismus außerhalb ihrer Heimat, verdienen die Verdienste der Mönche und Nonnen aus Tibet, China, Vietnam, Japan und Korea um die Verbreitung des Mahayana-Buddhismus außerhalb Asiens gleichermaßen Wertschätzung.

In diesem Zusammenhang muss erwähnt werden, dass sich der Hochehrwürdige Thich Minh Tam von der Pagode Khanh Anh in Paris, Frankreich, und der Hochehrwürdige Thich Nhu Dien vom Buddhistischen Zentrum in Hannover, Deutschland, die beide die großherzige Aufgabe der Verbreitung und Weitergabe des Mahayana-Buddhismus in einer authentischen Weise unter den Europäern leisten, sich darüber hinaus unermüdlich für die Förderung religiösen Wissens auch unter den in den genannten Ländern lebenden vietnamesischen Buddhisten einsetzen.

Der Hochehrwürdige Thich Minh Tam, geboren in Vietnam, wurde im Jahre 1967 vollordiniert. Fast sieben Jahre lang dauerte seine Ausbildung in buddhistischer Philosophie und Praxis, die er gänzlich in seiner Heimat absolvierte. Anschließend ging er nach Japan, um dort den Mahayana-Buddhismus eingehend zu studieren und das angeeignete akademische und theoretische Wissen zu vertiefen. 1973 kam er zwecks geistlicher Betreuung der in Frankreich lebenden buddhistischen Vietnamesen nach Paris. Die von ihm geleitete Französische Buddhistische Gemeinde, die zunächst nur wenige Mitglieder umfasste, wuchs schon sehr bald zur größten buddhistischen Gemeinde ganz Frankreich heran. Auch das von ihm gegründete Mahayana-Kloster ist das größte des Landes und stellt heute die Anlaufstelle für mehr als 40.000 Anhänger dar. Darüber hinaus hat er zahlreiche weitere buddhistische Zentren in fast allen Ländern Europas gegründet.

Der Hochehrwürdige Thich Minh Tam ist derjenige buddhistische Mönch, der länger in Europa lebt als jeder andere seiner Glaubensbrüder. Er hat Sri Lanka bereits einige Male besucht und dabei viel Warmherzigkeit und Güte gegenüber den hiesigen buddhistischen Ordinierten und Laien gezeigt. Besonders hervorgehoben werden muss, dass er in diesem Land unterschiedliche soziale Projekte großzügig unterstützt hat.

Vor etwa 22 Jahren traf ich einen sehr liebenswürdigen und freundlichen buddhistischen Mönch in Hannover. Es war der Hochehrwürdige Thich Nhu Dien. Es war mir eine große Freude, ihn kennenzulernen und mit ihm zu sprechen. Er hatte bereits damals eine wunderbare Gabe, sein Gegenüber gut zu verstehen. Seine organisatorischen Fähigkeiten waren bemerkenswert. Er zeigte großes Mitgefühl den vielen Menschen gegenüber, die er geistlich betreute. Kennzeichnend für ihn war auch seine Ausdauer ohne jedes Anzeichen von Müdigkeit, wenn es für ihn darum ging, sich für dem Buddhismus dienende Aktivitäten einzusetzen. Im Zeitraum seit jenem Tag, an welchem ich ihn erstmals traf, hat sich eine tiefe Freundschaft zwischen ihm und mir entwickelt.

Der Hochehrwürdige Thich Nhu Dien wurde in Vietnam geboren. Mit 14 Jahren trat er in den Orden ein. Er erhielt die buddhistische Grundausbildung in Vietnam und ging anschließend für ein höheres Studium nach Japan. Dort lernte er unter anderem Japanisch und Chinesisch. Im Jahr 1977 kam er nach Deutschland. Die von ihm in Hannover gegründete Pagode entwickelte sich aus bescheidenen Anfängen zum größten buddhistischen Zentrum Deutschlands. Darüber hinaus entstand im
Land eine große Zahl buddhistischer Gemeinden, welchen er vorsteht bzw. für welche er die Schirmherrschaft übernommen hat. Einige seiner früheren Schüler sind mittlerweile Lehrende an deutschen Universitäten, andere von ihnen vertieften ihre buddhistischen Studien in China, Japan, Tibet oder den USA. Er selbst gründete eine sehr große buddhistische Pagode im indischen Bodhgaya. Mittlerweile verfügt er über umfangreiche Sprachkenntnisse nicht nur in Vietnamesisch, Japanisch und Chinesisch, sondern auch in Englisch und Deutsch. Bis zum heutigen Tag hat er bereits zahlreiche Bücher über buddhistische Themen verfasst.

Nun möchte ich meine und Ihre Aufmerksamkeit auf Österreich lenken – auf das Land, von dem ich mit Freude sagen kann, dass es der erste Staat in Europa ist, in welchem der Buddhismus offiziell als Bestandteil des geistlichen Lebens anerkannt worden ist. Die Österreichische Buddhistische Gesellschaft mit mehr als 4.000 einheimischen Mitgliedern ist die größte von Europäern gebildete buddhistische Gesellschaft des Kontinents. Sie wurde ausgezeichnet als die weltweit einzige buddhistische Gemeinschaft, in der die drei Traditionen Theravada, Mahayana und Vajrayana in Harmonie und Einklang eng miteinander kooperieren.

Herr Gerhard Weissgrab ist der derzeitige Vorsitzende der Österreichischen Buddhistischen Gesellschaft. Er kam in Sri Lanka mit dem Buddhismus in Berührung. Sein Interesse an Letzterem wuchs mit zunehmenden Kenntnissen über die Lehre des Buddha. Seit er persönlich gänzlich überzeugt war von der Bedeutung des Buddhismus auch in der heutigen Zeit, leistete er einen sehr wertvollen Beitrag zu dessen Verbreitung auch in seinem eigenen Land. Ebenfalls große Anerkennung verdient Herrn Weissgrabs gleichzeitiges beachtliches Engagement für soziale Projekte in Sri Lanka.

Im Jahre 1987 traf mich ein junger österreichischer Mann, ein sehr freundlicher Mensch mit einem ruhigen Wesen. Damals diskutierte er mit mir kurz über den Buddhismus. Von jenem Tag an wurde er mein Freund und schon sehr bald außerdem mein Förderer – auch in finanzieller Hinsicht. Innerhalb kürzester Zeit zeichnete sich zwischen uns eine „samsarische“ Verbindung (eine Verbindung aus einem Verhältnis oder einer Freundschaft in früheren Leben) ab; und ich empfand für ihn so, als ob er mein leiblicher Bruder wäre. Er seinerseits sagte, dass er dasselbe brüderliche Gefühl mir gegenüber empfand.

Bei meinem genannten, mittlerweile langjährigen Freund aus Österreich handelt es sich um Dr. Wolfgang Alkier. Nach Abschluss seiner universitären Ausbildung wurde er Geschäftsmann und kurz darauf außerdem politisch aktiv. Schon bald wählte man ihn in den Wiener Landtag, wo er sich einige Jahre lang erfolgreich engagierte. Trotz seiner beruflichen und politischen Aktivitäten wurde er nicht unnahbar oder vernachlässigte gar seine buddhistischen Aktivitäten. Seine vielgeliebte Frau, Dr. Renate Alkier, stand ihm bei der Bewältigung beruflicher Aufgaben bei und unterstützte gleichzeitig seinen Einsatz für den Buddhismus. Dr. Alkier ist derzeitiger Vize-Vorsitzender des Nyanaponika-Studienzentrums in Wien und zugleich ein sehr aktives Mitglied der Österreichischen Buddhistischen Gesellschaft.

Zum Abschluss meiner Rede möchte ich betonen, dass die Vergabe der wertvollen Auszeichnungen an die mit ihnen geehrten zwei Hochehrwürdigen Mönche und an die beiden ehrenwerten Laien in Anerkennung und Wertschätzung ihrer Dienste um die Botschaft und Lehre des Buddha eine überaus lobenswerte und großherzige Geste des Sri Lanka Ramanna Nikaya darstellt. Ich möchte daher Letzterem meinen höchsten Respekt für die Ehrung Jener erweisen, welche es verdienen, auf diese Weise gewürdigt zu werden, und hoffe, dass diese Form der Würdigung von Personen, welche sich für den Buddhismus einsetzen, auch in Zukunft beibehalten wird.

Ich danke Ihnen allen noch einmal für Ihre Anwesenheit anlässlich dieses Ereignisses.
Möge der Segen der Drei Juwelen mit Ihnen sein!

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Bhante Dr. Seelawansa’s Speech in Colombo, Sri Lanka on July 8th, 2011

Venerable Buddhist Monks,
Venerable Buddhist Nuns,
Honourable Prime Minister,
Honourable Ministers and Members of Parliament, and Dear Friends.

I welcome you all here today with great honour and respect and thank you for being present here on this important occasion.

We have gathered here today to participate in the conferment of Honorary Degrees by the Sri Lanka Ramanna Nikaya to two Buddhist Monks and to two Lay Devotees in appreciation of the services rendered by them in the propagation of the Dhamma in Europe.

In the year 2010, the Sri Lanka Ramanna Nikaya has for the first time conferred 4 Honorary Degrees in recognition of the Dhamma propagation activities in Europe. This is a highly commendable act and I wish to take this opportunity to convey my highest thanks and regards to the Sri Lanka Ramanna Nikaya, personally and also on behalf of the two Buddhist Monks and Lay Devotees referred to.

Today, Buddhism is the teaching that is spreading fast in the Western world. In fact, the interest shown in the philosophical and the practical aspects of Buddhism by the Europeans today is truly astonishing when we consider the fact that the Europeans came to know of Buddhism only about 200 years ago.

When I came to Europe 30 years ago, there existed only as few as 60 Buddhist Societies in Germany and there were only a few hundred who were inclined towards Buddhism. But within a short period of 30 years, the number of Buddhist societies has increased to 600 and the numbers practicing Buddhism have increased by hundreds of thousands.

It is the practical nature of Buddhism and the direct answers provided by Buddhism to the problems of day-to-day life which has made European people to admit Buddhism into their lives. However, the most attractive aspect of Buddhism for the Europeans is Buddhist Meditation (Bhavana).

Today, philosophers, scientists, universities lectures, medical professionals, economists, psychologists and other intellectuals in Europe are working with much dedication towards the advancement of Buddhism.

However, the foremost role in the propagation of Buddha’s teachings in the Western world has been played by Buddhist monks from Asian countries. While the significant role played by the Sri Lankan Buddhist monks in spreading the Theravada form of Buddhism in the world has to be very much appreciated, one must also equally appreciate the services rendered by the Buddhist monks and nuns from Tibet, China, Vietnam, Japan and Korea in spreading the Mahayana form of Buddhism in the world.

In this regard it has to be emphasized that the Most Venerable Thich Minh Tam of Khanh Anh Pagoda in Paris, in France and the Most Venerable Thich Nhu Dien of the Buddhist Centre in Hannover, are fulfilling the noble task of the dissemination and propagation of Mahayana Buddhism in an authentic manner among the European people while, more specially dedicating themselves most ardently to the advancement of the religious knowledge of Vietnamese Buddhists living in these countries.

The Most Venerable Thich Minh Tam who was born in Vietnam entered the Order of Bhikkhus in the year 1967 and learnt and received a practical training in Buddhism there for nearly 7 years. Thereafter, he went to Japan for higher learning and having obtained a deeper academic and theoretical knowledge of Mahayana Buddhism arrived in Paris in 1973 for the purpose of enhancing the Dhamma knowledge of the Vietnamese Buddhists living in France. The French Buddhist Society which began in a small way, soon grew up to be the biggest Buddhist Society in the whole France. The biggest Mahayana in France today has established by him and it has a membership of more than 40.000 devotees. Moreover, he has established Buddhist Centres in almost every country in Europe.

The Most Venerable Thich Minh Tam is the oldest living Buddhist monk in Europe and he has visited Sri Lanka on several occasions and has shown much affection and kindness to the Buddhist monks and to the Buddhist devotees in Sri Lanka. The fact that he has generously contributed to social activities in Sri Lanka has to be specially mentioned.

About 22 years ago, I met a very amiable and friendly Buddhist monk in Hannover. He was the Most Venerable Thich Nhu Dien. I found it to be pleasant to talk with him and he had the wonderful ability of correctly understanding the person with whom he was speaking. He was gifted with great organizational skills and had a great compassion towards his followers. He never showed the slightest tiredness when engaged in Buddhist activities. From the day I first met him, there developed a very close friendship between us.

The Most Venerable Thich Nhu Dien was born in Vietnam and at the age of 14 years he entered the Order of Bhikkhus. He had his early Buddhist education in Vietnam and then arrived in Japan for higher studies. There he learnt Japanese and Chinese languages as well and had come to Germany in 1977. The Buddhist Temple in Hannover which he started in a small way has today become the biggest Buddhist Centre in Germany. In addition, a large number of Buddhist Societies has come into being under his able guidance and patronage. Some to his students are today lectures in German Universities and some are receiving their education in China, Japan, the United States of America and Tibet. He has established a very large Buddhist Temple in Buddha Gaya in India. He speaks Vietnamese, Japanese, Chinese, English and German very fluently and has already written a large number of books.

Now coming to Austria, I am glad to say that Austria is the first country in Europe to declare Buddhism as a religion recognized by the stat. The Austrian Buddhist Society with a membership of more than 4.000 Austrians is one of the strongest Buddhist Societies in Europe. It has the distinction of being the only Buddhist Society in the world where the Theravada, Mahayana and Vajrayana traditions are all working together in close harmony and unison.

Mr. Gerhard Weissgrab is the present Chairman of the Austrian Buddhist Society. It was in Sri Lanka that he got to know about Buddhism. His interest in Buddhism grew stronger and stronger as his knowledge of Buddhism increased. Having being thoroughly convinced about the importance of Buddhism in the modern age, he has rendered a very valuable service to propagate Buddhism in his own country. It has also to be recognized that Mr. Weissgrab has at the same time made a substantial contribution towards social service activities in Sri Lanka.

In the year 1987 an Austrian youth came to meet me. He was of a very pleasant and quiet disposition and had a brief discussion with me on Buddhism. From this day itself he became a friend of mine and very soon he became my protector and financial supporter as well. Within a short time there emerged between us a ‘sansaric’ connection (a connection from being relations of friends in previous births) and I felt as if he was my own brother. He also said the he had the same brotherly feeling towards me.

He is none other than the Austrian born Dr. Wolfgang Alkier. Having completed his university education, he started business activities and in a short time entered into Austrian politics. He was soon elected to the Vienna Parliament and engaged himself successfully in politics for several years. However busy he was with his business affairs and political activities, he never kept away from or neglect his Buddhist activities. His beloved wife, Dr. Renate Alkier, had always been helpful to him in managing his business matters while at the same time giving further strength to all his Buddhist activities. Dr. Alkier is the present Vice President of the Nyanaponika Study Centre in Vienna and a very active Member of the Austrian Buddhist Society.

Now, in winding up my speech, I must say that the conferment of these valuable Honorary Degrees on the two distinguished Venerable Buddhist Bhikkhus and the two worthy lay devotees referred to here, in recognition and appreciation of their excellent services to the Buddha Sasana, is a praiseworthy and noble act done by the Sri Lanka Ramanna Nikaya. While paying my highest respect to the Sri Lanka Ramanny Nikaya for honouring those who deserve to be honoured in this manner, I earnestly hope that it will continue to do so in the future as well.

I thank you all once again for your distinguished presence on this occasion.
May the Blessings of the Triple Gem be with you!

Bhante Dr. Seelawansa