Einen ungewöhnlichen Ort haben sich die fünfte Klasse und zwei Neuntklässlerinnen der Hauptschule lsernhagen für ihre Projektstage ausgesucht: Die Kinder und Jugendlichen erfahren in der Pagode Vien Giac etwas über den Buddhismus und üben sich in Meditation und Kungfu.
Kinder üben sich in Meditation
Projekttage führen Isernhagener Hauptschüler in die buddhistische Pagode Vien Giac
Von THOMAS TSCHÖRNER
ISERNHAGEN/HANNOVER.
“Wir machen bereits regelmäßig Qi Gong”, sagt Klassenlehrerin Susanne Wollmann, die gestern von ihrer Tochter Sabine unterstüzt wurde. Diese sanften chinesische Bewegungsfolgen kämen bei den Kindern gut an. Deshalb seien die Schüler auch von dem Gedanken begeistert gewesen, drei Tage in dem buddhistischen Kloster zu verbringen. Von Hugo Cárdenas, der die Gäste betreut, erfahren die Jungen und Mädchen, dass es unterschiedliche Art der Meditation gibt. So könne nicht nur sitzend, stehend, liegend oder gehend meditiert werden, sondern auch beim Zähne putzen oder malen. In der großen Gebetshalle probieren die Kinder dies zunächst auf Sitzkissen.
Cárdenas erläutert aber zuvor die Ausstattung des Raumes mit zahlreichen Buddha- und Bodhsattva-Figuren, die keine Götter, sondern weise Menschen darstellten.“ Ein Buddha ist ein Lehrer wie eure Lehrerin, nur vielleicht etwas schlauer.” Bei ihrer ersten Meditationsübung sollten die Schüler auf ihre Atmung achten und ihren Körper von den Füßen bis zum Kopf wahrnehmen. “Wenn ihr an Gott glaubt, ist dies auch eine gute Gelegenheit dafür zu danken, dass ihr gesunde Jungen und Mädchen seid.”
Bei den Zeremonien in dem Kloster würden hauptsächlich zwei Instrumente zum Einsatz kommen: Klangschalen aus Bronze und so genannte Fischglocken – hölzerne Tempelblocks, die von der Form her an Fische erinnern. Nicht ohne Grund. Denn Fische müssten stets achtsam sein, um nicht gefressen zu werden. “Und wir wollen in der Meditation auch achtsam sein. ”
Mit einigen Körperübungen wird das Programm aufgelockert. Die Bewegungsfolgen sind nach Tieren wie Kranich, Tiger, Pferd, Leopard, Elefant und Affe benannt.
Der erste Tag gefällt den Kindern. Während bei Sarah das Meditieren hoch im Kurs stand, ist ihre Mitschülerin Melanie von der Gestaltung der Räume mit vielen Skulpturen lackierten Holzgegenständen beeindruckt. “Voll cool” sagt auch Shirin.
BUDDHA UND BODHISATTVA
Mitgefühl ist entscheidend
Jedes Wesen ist vom Prinzip her ein Buddha, erläutert Hu¬go Cárdenas den Isernhagener Hauptschülern. Die meisten wissen es nur nicht. Deshalb wird erst der voll erwachte Mensch zum Buddha. Als Bodhisattva wird ein Mensch bezeichnet, der ein Buddha werden könnte, jedoch aus Mitgefühl freiwillig darauf verzichtet, um seinen Mitmenschen zu helfen.
“Isernhagen ist eine der wenigen Hauptschulen, die hierher kommen”; sagt Cárdenas. Die Zusammenarbeit sei gut. Sonst seien es hauptsächlich Schüler von Gymnasien und Realschulen, die die Pagode aufsuchten.
Das Programm werde dem Alter der Schüler entsprechend angepasst. “Häufig gibt es Vorurteile gegenüber Hauptschlen.” Die Isernhagener zeigten, dass diese nicht sein müssten“ tom
(Langenhagen – Nordhannoversche Zeitung – Isernhagen, Mittwoch, 24. Januar 2007)
Auch Hamburger ohne Fleisch sind schmackhaft
Hauptschüler beenden ihre Projekttage in buddhistischer Pagode
VON THOMAS TSCHÖRNER
ISERNHAGEN/HAN NOVER. Am letzten Tag ihres Aufenthaltes in der buddhistischen Pagode Vien Giac können sich die Gäste der Hauptschule Isernhagen fast ein wenig an ihren eigenen Unterricht erinnert fühlen: Konzentriert lernen die Fünftklässler und zwei Neuntklässlerinnen das Schreiben chinesischer Schriftzeichen. “Der Stift wird dabei senkrecht gehalten, schließlich geht der Mensch auch senkrecht über die Erde”, sagt Hugo Cárdenas, der die Besucher aus Isernhagen betreut. Doch diese eher philosophische Anmerkung können die Schüler und ihre Lehrerin Susanne Wollmann gleich wieder vergessen und sich in ihrer gewohnten Haltung im Schreiben der Zeichen üben.
Die Schriftzeichen waren der letzte Teil eines umfangreichen Programms, den die Kinder und Jugendlichen in der buddhistischen Pagode an der Karlsruher Straße 6 bei ihren Projekttagen absolviert haben. Neben Meditation im Sitzen und Gehen, Qi Gong sowie Tai-Chi und Kungfu Übungen erfuhren die Schüler auch einiges über den Buddhismus. Am Ende sind alle begeistert. “Die Schrift hat echt Spaße gemacht”, sagt Victoria. Die Zeichen sähen zwar komisch aus, seien aber voll cool. Melanie fand dagegen die Entspannungsübungen am besten.
Auch der große Gebetsraum hat ihr gefallen. Chris Kevin will keinen Spitzenplatz vergeben: “Eigentlich hat mir alles gut gefallen.” Sogar das ungewohnte vegetarische Essen fand Anklang. Wie an der verzehrten Menge deutlich wurde. Die Hamburger mit Tofu anstatt Fleisch waren ebenso beliebt wie die Spaghetti mit Tomaten-Tofu-Soße.
Cárdenas ist mit der Gruppe aus Isernhagen zufrieden. “Jederzeit wieder“, gibt Wollmann das Kompliment zurück. Das reichhaltige Programm habe Cárdenas altergemäß auf die Gruppe zugeschnitten. Die Kinder hätten auf jeden Fall gelernt, auf andere Kulturen und Religionen zuzugehen. Dabei sei ihnen sicher auch einiges über sich selbst klar geworden, ist die Lehrerin sicher.
(Langenhagen – Nordhannoversche Zeitung – Isernhagen, Freitag 26. Januar 2007)